Die Lyriker im
Arbeitskreis,
Sie reden sich die Köpfe
heiß:
Erfüllt er die Kriterien
nicht,
Ist dieser Text doch ein
Gedicht?
Er könnte fast schon
Prosa sein.
Die Verse enden ohne Reim.
Heut verschwimmt der
Übergang,
Wo einst lief klare Grenze
lang.
Gibt Binnenreim dem Werk
Struktur,
Gilt das als Zeichen von
Kultur,
Grad wenn ein Rhythmus
innewohnt,
Der seine Aussage betont.
Die ist freilich so
verschlüsselt,
Dass die Runde lang dran
büffelt.
Den Text als edel dann
ausmacht,
Weil Auslegung ist
angesagt.
Hochwertig scheint ihr
Qualität,
Wenn mühevoll die Deutung
geht
Und logisch folgt der
Umkehrschluss:
Im Einfachen liegt kein
Genuss.
Der Paarreim beglückt nur
Kinder.
Ernsthaft wird ein Dichter
in der
Poesie ihn daher meiden,
Will er nicht ironisch
bleiben.
Selbst dann läuft er mit
ihm Gefahr:
Schnell steht er
überheblich da.
Die freie Versform allemal
Dem Arbeitskreis scheint
ideal.
Die ganze Wahrheit kanns
nicht sein,
Wendet einer kritisch ein.
Schließlich behauptet
Ringelnatz
Im Dichter-Ranking seinen
Platz.
Wilhelm Busch hat er zur
Seite,
Der sich stets daran
erfreute,
wenn er ein gewähltes
Thema
Adelte im Reime-Schema.
Als Einwand hält man
gleich bereit,
Die seien doch aus andrer
Zeit.
Wollt die Runde
unterbinden,
Das Bewährte gut zu
finden?
Was erinnerlich geblieben,
Steht im Protokoll
geschrieben.
Und ich verrate damit viel
Auch über meinen eignen
Stil.
22. November 2014
© Karl Hackelbusch